Warum Tee? Persönliches von mir ...
Ich hatte eine wunderbare Großmutter. Wirklich. Sie war in meiner Kindheit und auch in den Jahren danach, in denen sie noch lebte, für mich ein großes Geschenk. Ich liebte sie sehr. Sie hatte zehn Enkelkinder. Ich habe den gleichen Vornamen wie sie. Meine Großmutter war eine wunderbare Frau, sie wollte Ärztin werden, das hat sie mir oft erzählt. Und obwohl sie das nicht geworden ist - sie wurde Lehrerin - wusste sie so vieles über den Körper und wie man Leiden lindern konnte. Sie hatte einen riesigen Garten und sie war eine Kräuterhexe, so wie man sich das vorstellt, aber ganz warmherzig. Sie war mir zeitlebens ein Vorbild und ja, ich kann sagen, dass sie mich geprägt hat. Sie kannte jede Pflanze und jedes Kraut, nicht nur in ihrem eigenen großen Garten, sondern auch auf den Wiesen und Wäldern des Umlandes.
Und was sie natürlich hauptsächlich mit all den Kräutern machte, waren Tees. Als Kind habe ich das nicht so ganz verstanden. Apfelschorle und heiße Schokolade schmecken einfach besser als ihr Kräutertee, aber irgendwann verstand ich es doch. Meine Großmutter hatte für alles einen Tee, für Bauchschmerzen und Erkältung, für Unruhe und fehlenden Schlaf. Sie selbst trank jeden Morgen eine Kanne aus verschiedenen Gartenkräutern. Ich weiß bis heute, dass Thymian und Zitronenmelisse darin waren. Sie hatte COPD, eine schwere Lungenerkrankung, obwohl sie niemals geraucht hatte und sie schwor darauf, dass sich die Symptome durch den Thymian in Schach halten ließen. Sie zeigte mir, wie man Johanniskraut von anderen ähnlichen Pflanzen unterscheiden konnte und wo auf den Wiesen man Schafgarbe, Spitzwegerich und Frauenmantel fand, um daraus Tee zu kochen. Und so lernte ich vieles, was mir nie verloren ging und das Interesse für die Pflanzen und ihre Verwendung bestand fort bis heute.
Im Studium suchte ich mir eine naturheilkundliche Doktorarbeit und noch heute bin ich fasziniert davon, wie nachhaltig mir der frische Salbeitee, die Halsschmerzen nimmt und der Thymian den Husten. Meine Tochter liebt Kamillentee und ich bilde mir ein, sie schläft besser damit ein. Vieles ist Gefühl, aber Gefühl ist gut. Bei den Tees gibt es nicht viel Wissenschaft. Aber das ist ok, denn sie machen auch ohne wissenschaftliche Beweise so viel Sinn. Bei Tee geht es nicht nur um die Wirkung eines Krautes, es geht auch darum, ein Ritual zu vollführen und es geht um Fürsorge. Fürsorge für jemanden, dem man einen Tee kocht oder um Fürsorge für sich selbst. Bei Tee geht es um Wärme und meist auch um Ruhe und all diese Faktoren - über die Wirkung des eigentlichen Krautes hinaus - können so wertvoll sein.
Als ich die Welt der Grüntees entdeckte - das war erst vor wenigen Jahren - war ich erneut völlig fasziniert. So viele wunderbare Effekte und Eigenschaften und das ist auch noch wissenschaftlich erstaunlich gut belegt. Besonders für einen Tee. Und doch steckt im Grüntee auch so viel Tradition, so viele Rituale, so viel Kultur. Wer schon mal eine japanische Teezeremonie miterlebt hat, kann das nachvollziehen.
Bei Tee vereinen sich für mich Körper und Geist. Gesundheit sind nicht nur funktionierende Körperprozesse und Stoffwechselvorgänge, auch der Seele muss es gut gehen, damit man sich gesund fühlt. Tee ist für mich ein ganz besonderes Heilmittel, das beides kann, dem Körper und der Seele guttun.